Wenn es regnet, legen die Wassertropfen eine lange Reise zurück, bis
sie endlich den Boden erreichen. Entgegen der landläufigen Meinung ist
das frische Regenwasser nach dieser Reise jedoch keineswegs frei von
Elementen; in ihm kann man bereits einen messbaren Gehalt an gelösten
Stoffen finden. Unter anderen auch das Natrium.
Diese bereits leicht angereicherten Regentropfen sickern nun durch die
Erdoberfläche und bahnen sich ihren Weg durch die Gesteine der
Erdkruste. Dabei wäscht das Wasser Stoffe aus, die später, wenn das Regenwasser
als Bach entspringt, wieder zu finden sind. Darunter Kalium und
Kalzium, Silizium und Aluminium und auch das Natrium Chlorid - unser Kochsalz.
Nun münden die Flüsse irgendwann ins Meer, und damit nähert sich Dr.
Diethard E. Meyer vom Institut für Geologie der Universität
Essen-Duisburg der Frage, 'woher das Salz im Meer stammt'. "Wenn man die Fracht -,
man spricht von einer Lösungsfracht - zusammenaddiert, dann kommt man
auf Beträge von Hunderten von Millionen Tonnen gelöster Fracht, die alle
Flüsse der Welt gemeinsam ins Meer bringen."
Der Amazonas allein befördert etwa 15 Prozent der Wassermenge die alle
Flüsse dieser Welt vereint in die Meere leiten. Und mit dem Wasser
große Mengen Mineralien. Heute befinden sich in den Weltmeeren
unvorstellbare 50 Tausend Billionen Tonnen Salz! Und doch versalzen die Meere
nicht, obwohl ihnen doch permanent Salze zugeführt werden. "Der Grund kann
nur darin bestehen," erklärt Dr. Diethard E. Meyer, "dass die Salzmengen
- die jährlich den Meeren zugeführt werden - entweder in der gleichen
Größenordnung entweder sedimentiert werden oder von Tieren in ihre
Skelette eingebaut werden. Diese sinken dann zum Ozeanboden ab und werden
dort abgelagert und wieder von jüngeren Schichten überlagert."
Vor etwa 250 Millionen Jahren - zum Ende des Permzeitalters - pendelten
sich die Salzmengen der Weltmeere etwa auf den heute üblichen Wert ein.
Das Salzwasser besteht seitdem zu 3,5 Prozent aus gelösten Salzen und
zu 96,5 Prozent aus reinem Wasser.
Die Flüsse liefern also einen Teil der Salze, den anderen die
vulkanischen Tätigkeiten auf dem Grund der Meere - z.B. im mittelozeanischen
Rücken, wo aufgrund des besonders starken Vulkanismus der Ozeanboden
ständig neu gebildet wird. Hierbei strömen heiße Lösungen regelrecht durch
das Gestein und lösen damit Stoffe heraus.
Der Kreislauf schließt sich. Die Flüsse der Erde und die Vulkane der
Ozeane versalzen das Meer und sorgen dafür, dass in einem Liter
Meerwasser, so viel Salz steckt wie in einem handlichen Salzstreuer. 30 Gramm.
Übrigens: Der hohe Salzgehalt des toten Meeres liegt darin begründet,
dass das Flusswasser des Jordan dauerhaft in das tote Meer fließt und es
auf diese Weise mit Mineralien anreichert. Dieses tote Meer ist aber
nichts anderes als der 'Endsee' des Jordan. Ein Binnenmeer. Die hohe
Umgebungstemperatur sorgt nun für eine starke Wasserverdunstung. Das Wasser
reichert sich durch den Jordan immer stärker mit Mineralien an, und
dennoch wird das tote Meer nicht 'voller', mit dem derzeitigen Ergebnis:
Das tote Meer weist einen Salzgehalt von 29 Prozent auf.